das Stadtarchiv ist das „Gedächtnis” der Stadt. Es übernimmt, verwahrt, ergänzt und erhält Unterlagen zu dessen Geschichte.
Das Stadtarchiv steht allen Bürgerinnen und Bürgern offen.
27. Januar 2025 - Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
RAHMENPROGRAMM
Donnerstag, 23. Januar, 18.30 Uhr, Christuskirche, Bismarckstraße 15
„Gott sah, dass es schlecht war“ – Lesung und Musik mit Heiner Junghans
Der Schauspieler Heiner Junghans liest aus dem Kinderbuch, das Otto Weiß im Ghetto Theresienstadt für seine Tochter geschrieben hat.
Veranstaltung der Ev. ref. Kirchengemeinde Detmold-West
Sonntag, 26. Januar, 11.30 Uhr, Landestheater Detmold
Liedmatinee mit Megan Marie Hart. Berühmte Komponisten jüdischer Herkunft
Die US-amerikanische Sopranistin Megan Marie Hart beschäftigt sich schon seit langer Zeit mit jüdischen Komponist*innen. Mit dieser Liedmatinee möchte sie, begleitet von Mathias Mönius am Klavier, die „Jüdische Seele“ feiern und mit dem Publikum gemeinsam jüdische Musik entdecken, die ein selbstverständlicher Teil unserer Kultur ist.
Veranstaltung des Landestheaters Detmold
Sonntag, 26. Januar, 18 Uhr, Martin-Luther-Kirche, Schülerstraße 12
Wandelkonzert zum Gedenken der Befreiung von der NS-Herrschaft
Musikalische Meditation mit Dr. Jean Goldenbaum, brasilianischer Komponist und Musiker, mit anschließender klingender Wanderung vorbei an der Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus, den beiden Hofsynagogen und der Bonifatiuskapelle. Schüler*innen erinnern an Felix Fechenbach.
Abschließend in der Heilig Kreuz-Kirche Werke von Arvo Pärt und Siegfried Würzburger mit der Chorgemeinschaft cantus novus und Prof. Dr. Friedhelm Flamme an der Orgel.
Veranstaltung der Chorgemeinschaft cantus novus mit der Johannes-Brahms-Musikschule und dem Büro der Musikfreunde e.V.
Montag, 27. Januar, 19.30 Uhr, Christian-Dietrich-Grabbe-Gymnasium, Küster-Meyer-Platz 2
Zentrale Gedenkveranstaltung „Anders als die Andern – Stigmatisiert. Verfolgt. Vergessen“
Eine szenische Lesung und eine von Schüler*innen erarbeitete Ausstellung erinnern an Ausgrenzung und Verfolgung von vergessenen Opfern der NS-Diktatur. Exemplarisch werden Biographien von Menschen präsentiert, die aufgrund ihrer politischen Haltung oder Weltanschauung, ihrer sexuellen Orientierung, abweichender Lebensformen oder körperlicher Gestalt, Krankheit oder Behinderung entrechtet, gequält und ermordet wurden. Schüler*innen verlesen Texte von Hermann Rombach,
Eva Siewert, Irma Fechenbach und Irmgard Heiss. In einem Podiumsgespräch reflektieren Schüler*innen gemeinsam mit Barbara Stellbrink-Kesy (Großnichte von Irmgard Heiss) und Kathie Wiederkehr (Enkelin von Irma Fechenbach) über unterschiedliche Formen des Erinnerns und Gedenkens.
Dienstag, 28. Januar, 19 Uhr, Gymnasium Leopoldinum, Neue Aula
„Weglaufen werde ich nie. Der Kampf des Felix Fechenbach“ – Theaterstück
Als Hommage an den Politiker, Publizisten und auch Puppenspieler zeichnet die Inszenierung der Berliner Company 4 seine Lebensgeschichte als eine Verbindung aus Schauspiel und Figurentheater nach. Der Journalist und Publizist Felix Fechenbach wurde im August 1933 eines der ersten Opfer der Nationalsozialisten. Er begann schon früh, für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen und war 1918 Mitinitiator der Revolution in München. In der Weimarer Republik wird er ein namhafter Journalist, arbeitet gleichzeitig aber auch als Puppenspieler für die Interessen von Kindern und Jugendlichen. Mit seinem unerschrockenen Auftreten gegen den Wahlkampf Hitlers in Lippe macht er sich zu einem Hauptfeind der Nationalsozialisten.
Ensemble: Gerda Pethke, Konrad Schreier und Jan Uplegger; Regie: Kai Schubert. Im Anschluss findet ein Podiumsgespräch mit Kathie Wiederkehr (Enkelin von Felix Fechenbach), Dr. Bärbel Sunderbrink
(Stadtarchiv Detmold), Prof. Peter Steinbach (Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin) und Schüler*innen statt. Moderation: Dr. Oliver Arnhold, Dr. Tristan Weigang
Veranstaltung des Gymnasiums Leopoldinum in Kooperation mit der Detmolder Bürgerstiftung
Mittwoch, 29. Januar, 10 Uhr, Junges Theater, Bahnhofstraße 1
Anne Frank 14+. Nach dem Tagebuch der Anne Frank
Das Tagebuch war für Anne Frank Ersatz für eine Freundin und Gesprächspartnerin. In dem engen Versteck vor den Nationalsozialisten war es ein Ventil für ihre Sorgen und Ängste. In ihm spiegeln sich die politischen Geschehnisse sowie die Entwicklung eines Mädchens zur jungen Frau. Weitere Termine des Stücks nach der Inszenierung von Konstanze Kappenstein unter www.landestheater-detmold.de.
Veranstaltung des Landestheaters Detmold
Mittwoch, 29. Januar, 19.30 Uhr, Haus Münsterberg
„Unerhörte Geschichte – Frei – aber verpönt“ – Lesung von Barbara Stellbrink-Kesy
Zum Gedenken an Irmgard Heiss wurde 2011 der erste Stolperstein in Detmold verlegt. Sie starb 1944 als Opfer der NS-„Euthanasie“. Lange wurde ihr Schicksal in der Familie verschwiegen. Ihr Bruder Karl Friedrich Stellbrink wurde als Gegner des NS-Regimes 1943 hingerichtet. Barbara Stellbrink-Kesy hat sich auf die Suche nach Spuren der Lebensgeschichte ihrer Großtante begeben und die Ergebnisse nach einer akribischen Recherche in einem Buch zusammengefasst.
Veranstaltung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V.
Donnerstag, 30. Januar, 19 Uhr, Stadtbibliothek, Leopoldstraße 5
„Erzähl‘ es niemandem!“ – Lesung mit Randi Crott
Erst mit 18 Jahren erfährt die Autorin, dass sich ihre norwegische Mutter 1942 in einen deutschen Besatzungssoldaten verliebt hatte, der selber in der Angst lebte, als "Halbjude" enttarnt und wie andere Mitglieder seiner Familie ins Konzentrationslager deportiert zu werden. Nach dem Tod ihres Vaters, der nie über die Vergangenheit sprechen wollte, begann Randi Crott gemeinsam mit ihrer Mutter die Geschichte ihrer Familie zu erforschen und niederzuschreiben.
Veranstaltung der Stadtbibliothek
Freitag, 31. Januar, 18.30 Uhr, Christuskirche, Bismarckstr. 16
„Schlachter-Tango“ – Ein-Mann-Stück aus dem Theaterlabor Bielefeld
Michael Grunert spielt das Leben von Ludwig Meyer aus Bielefeld. Der Sohn eines jüdischen Schlachters wurde 1936 wegen seiner Homosexualität von der Gestapo verhaftet und verbrachte fast sieben Jahre in den Lagern Buchenwald, Auschwitz und Mauthausen. Nach dem Krieg musste er um die Anerkennung als jüdischer Verfolgter kämpfen. In den 1950er Jahren gelang es ihm, noch vor der Aufhebung des Paragraphen 175 und am Rande der Legalität, das erste Schwulenlokal in Hannover zu eröffnen.
Veranstaltung der Ev. ref. Kirchengemeinde Detmold-West
Sonntag, 2. Februar, 14 Uhr, Treffpunkt Marktplatz
„Das Dritte reicht!“ Stadtgang zur NS-Geschichte von und mit Daniel Wahren
jüdische Hutverkäuferin Paula Paradies und den Detmolder SS-Massenmörder Jürgen Stroop vor, erzählt von der Lippischen Landtagswahl am 15. Januar 1933 und schlägt den Bogen zum letzten NS-Prozess 2016 gegen den Auschwitz-Wachmann Reinhold Hanning.
Begrenzte Teilnehmendenzahl: anmeldung-fodt@gmx.de bis 29.01.25
Veranstaltung des Forums offenes Detmold
Montag, 10. Februar, 19. 30 Uhr, Landesarchiv NRW, Abt. Ostwestfalen-Lippe, Willi-Hofmann-Straße 2
„Anders als die Andern – Stigmatisiert. Verfolgt. Vergessen“ – Ausstellungseröffnung des Zusatzkurses Geschichte der Q2 des Grabbe-Gymnasiums mit einer szenischen Lesung
Die für die Zentrale Gedenkveranstaltung vorbereitete Ausstellung wird vom 10. Februar bis zum 14. März im Landesarchiv NRW, Abteilung Ostwestfalen-Lippe gezeigt. Zur Eröffnung präsentieren die Schüler*innen ihre Lesung mit Texten von Hermann Rombach, Eva Siewert, Irma Fechenbach und Irmgard Heiss.
Veranstaltung des Grabbe-Gymnasiums und des Landesarchivs NRW, Abt. OWL
Donnerstag, 13. Februar, 19.30 Uhr, Haus Münsterberg, Hornsche Straße 38
Detmolder Verfolgte des NS-Regimes. Zur aktualisierten Fassung der Gedenktafel für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft – Vortrag von Gudrun Mitschke-Buchholz
Seit der ersten Fassung der Gedenktafel aus dem Jahr 1995 konnten mehr als siebzig weitere Namen und Lebenswege von Menschen dokumentiert werden, die der radikalen Vernichtungspolitik des NS-Staates zum Opfer fielen. In diesem Jahr konnte die Tafel nunmehr zum dritten Mal erneuert werden. So wird auch dieser Verfolgten im öffentlichen Raum gedacht. Doch wer waren diese Menschen? Welche Lebenslinien lassen sich nachzeichnen?
Veranstaltung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V.
Dienstag, 28. Februar, 19.30 Uhr, Stadthalle, Kleiner Festsaal
„Marseille 1940 – Die große Flucht der Literatur“ – Lesung mit Uwe Wittstock
Szenisch dicht und feinfühlig beschreibt der Autor die Situation deutschsprachiger Literat*innen im Jahr 1940, als die deutsche Wehrmacht Frankreich besiegt hatte. In Marseille kreuzten sich die Wege zahlreicher deutscher und österreichischer Schriftsteller, Intellektueller und Künstler. Hier riskierten Varian Fry und seine Mitstreiter Leib und Leben, um die Verfolgten außer Landes zu bringen.
Veranstaltung der Buchhandlung Kafka, VHS Detmold-Lemgo und Stadtarchiv Detmold
Zu den Veranstaltungen sind alle Interessierten – Jugendliche, junge Erwachsene, Bürger:innen und Besucher:innen – eingeladen. Informationen unter www.detmold.de
Und das bietet die Nummer 30 vom November 2024:
Joachim Kleinmanns behandelt mit St. Bonifatius in Detmold den Bau der ersten, 1852 geweihten katholischen Kirche in Detmold, damals ein Durchbruch im bis dahin streng evangelischen, also calvinistischen und lutherischen (Lemgo) Fürstentum Lippe.
Jürgen Hartmann geht dem Gefallenengedenken in Oerlinghausen nach dem Ersten Weltkrieg nach, mit allen Verwerfungen und Auseinandersetzungen, mit umstrittenen, veränderten, ausgeführten und wieder veränderten Denkmalsplänen bis hin zur heutigen Diskussion um das Regimentsdenkmal auf dem Tönsberg.
Ein weiterer Akzent dieser Ausgabe liegt auf der Stadt Horn. Andreas Ruppert erläutert das Schicksal eines Regimentsdenkmals. Außerdem erinnert er an die Familie Blank, die, Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Hannoverschen zugewandert, in Horn hohes Ansehen erlangte, bevor ihre Angehörigen durch den rechtsextremen Terror vertrieben und ermordet worden.
Dazu zahlreiche Rezensionen.
Die Ausgabe 30/2024 steht zum Download bereit unter www.rosenland-lippe.de
Vom Gigantismus zur historischen Innenstadt
Montag, 10. März 2025, 18 Uhr, VHS
Dr. Andreas Ruppert: Autonome Jugendliche gegen den Staat – die Besetzung der
Fabrik Klingenberg im November 1980; Vortrag
Um die leerstehende Fabrik Klingenberg entbrannte 1980 ein Streit, der Grundsatzcharakter annahm. Landesregierung und Stadt wollten unter Missachtung des Denkmalschutzes einen Abriss zugunsten der Bezirksregierung. Detmolder Jugendliche sahen in den Gebäuden dagegen einen Ort für ein Jugendzentrum. Der Abriss wurde durchgesetzt. Neu bebaut wurde das Gelände nicht.
Freitag, 4. April 2025, 15 Uhr, Treffpunkt Marktplatz
Dr. Bärbel Sunderbrink: Spuren 1945 – das Kriegsende in Detmold; Führung
Als die Amerikaner im April 1945 in Detmold einmarschierten, kamen sie in eine Stadt, die vom Luftkrieg weitgehend verschont geblieben war. Wenn auch weniger präsent als in anderen Städten, hatte der Krieg dennoch Spuren hinterlassen. Der Rundgang erinnert an das Ende der NS-Herrschaft und die Befreiung durch die Alliierten. Mit der Stadtarchivarin besuchen Sie Orte, die in den Tagen des Umsturzes von besonderer Bedeutung waren, Sie erfahren etwas über den Umgang der Alliierten mit der Bevölkerung, über Relikte der NS-Vergangenheit und die Frage, was mit den wenigen zerbombten Gebäuden geschah.
Dienstag, 29. April 2025, 18 Uhr, VHS
Helmut Trost: Ein Quantum Trost? Wie Detmolds Bürgeranwalt die Großbaustelle Paulinenstraße begleitete; Vortrag und Diskussion
Als Detmold im Jahr 1988 einen Bürgeranwalt einstellte, schlug dieses Modell bundesweit hohe Wellen. Die Bild-Zeitung titelte „Stadt bezahlt ihren eigenen Kritiker“ und der örtliche Tiefbauamtsleiter erklärte den Bürgeranwalt schlichtweg für „überflüssig“. Mit dem umfassenden Umbau der Paulinenstraße sollte die zentrale Detmolder Verkehrsachse fit gemacht werden für die Zukunft. Ärger und nicht lösbare Interessenkonflikte waren bei der mehrjährigen Baustelle vorprogrammiert. Der Bürgeranwalt kümmerte sich um die Sorgen und Nöte der Geschäfte und Bewohner*innen rund um die Paulinenstraße und moderierte mit kreativen Ideen den Baustellenprozess – dabei legendär die „Trostbrücke“ über den Wallgraben. Helmut Trost wird mit historischen Filmausschnitten und anhand von Originaldokumenten das Modell Bürgeranwalt vorstellen und bewerten, ob es ein tragfähiges Konzept zur Interessenvertretung oder eine Alibiveranstaltung war.
Freitag, 16. Mai 2025, 14 Uhr, Treffpunkt Detmolder Sommertheater
Fritz Brakemeier, Dr. Bärbel Sunderbrink: Gigantische Verkehrsplanung und kreativer Protest. Wanderung auf der Trasse der Südumgehung
Die Planungen für die Detmolder Südumgehung erhitzte in den 1980er Jahren die Gemüter in Politik und Stadtgesellschaft. Mit kreativem Protest wurde auf vielfältige Weise dagegen vorgegangen. Auf der Wanderung auf Teilstücken der vorgesehenen Trasse wird deutlich, welche Auswirkungen eine Realisierung gehabt hätte. Die Wanderung dauert rund zwei Stunden und führt vorbei an der Jugendherberge und dem Wartturm auf dem Vietberg und endet am Arnims Park. Zurück geht es individuell mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Veranstaltung findet bei Wetterwarnungen nicht statt. Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anmeldung über die VHS oder stadtarchivdetmold.LOESCHE_DIES.de.
Dienstag, 17. Juni 2025, 17 Uhr, Treffpunkt Marktplatz
Clemens Heuger: Die Fassaden Detmolder Bürgerhäuser. Vom Umgang mit den Verunstaltungen der Nachkriegszeit; Stadtführung
In der Nachkriegszeit waren viele Gebäude der Innenstadt durch große Schaufenster verunstaltet worden. Mit einem neuen Denkmalschutzgesetz gab es in den 1980er Jahren ein Umdenken. Clemens Heuger stellt ausgewählte Bürgerhäuser vor, bei denen es dem ehemaligen Denkmalpfleger der Stadt Detmold gelungen ist, eine qualitätvolle Neugestaltung zu bewirken.
Das LippeHäuserWiki bietet viele Informationen über Detmolder Gebäude, Grundstücke und Denkmäler.
Das LippeHäuserWiki ist ein digitales historisches Häuserbuch. Es soll die Haus- und Hofstätten im heutigen Kreis Lippe, die bis zum Jahr 1900 entstanden sind, mit Informationen zur jeweiligen Siedlungs- und Baugeschichte sowie zur Besitzerfolge dokumentieren. Auch Bauwerke wie Kirchen, Burgen und Schlösser werden berücksichtigt. Außerdem finden sich Informationen zu Ortsgeschichten und Straßennamen.
Das LippeHäuserWiki ist ein Mitmachprojekt für Geschichtsinteressierte, die sich heimatkundlich, baugeschichtlich oder genealogisch für Lippe interessieren und gerne unter fachlicher Begleitung aktiv an der Forschung teilnehmen möchten. Es wird vom Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe getragen und von der Elbrächter-Stiftung und vom Lippischen Heimatbund gefördert.
Das Stadtarchiv Detmold ist einer der Projektpartner des LippeHäuserWiki. Auf der Grundlage des Häuserbuchs der Archivarin Ingeborg Kittel kann die Besitzerfolge nahezu aller Grundstücke in der Kernstadt Detmold nachvollzogen werden. Ihre Arbeit bildet den Grundstock für die Erforschung der Hausgeschichten durch Ehrenamtliche und MitarbeiterInnen des Stadtarchivs.
Zum LippeHäuserWiki
Zum Flyer
Jugendliche gestalten zentrale Gedenkfeier mit – anschließender Empfang mit jiddischen Liedern und chassidischen Geschichten im Detmolder Rathaus
Die Stadt Detmold und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. laden gemeinsam mit der Evangelischen und Katholischen Jugend Lippe herzlich zur zentralen Gedenkveranstaltung anlässlich des 9. November 1938 ein, bei der die schlimmen Geschehnisse der Reichspogromnacht in Erinnerung gerufen werden. In der Nacht vom 9. auf den 10. November wurde die Neue Synagoge an der Lortzingstraße in Brand gesteckt, jüdische Mitbürger wurden verhaftet und jüdischer Besitz zerstört. Diesem dunklen Tag in der Geschichte unserer Stadt wird am Samstag, 9. November 2024, um 17.30 Uhr am Platz der zerstörten Synagoge an der Lortzingstraße und an der Gedenkstätte Exterstraße gedacht.
Bürgermeister Frank Hilker eröffnet die Gedenkfeier, und Kathie Wiederkehr, Enkelin des NS-Opfers Felix Fechenbach, teilt ihre Gedanken zum 9. November.
Wir gedenken gemeinsam der jüdischen Opfer aus Detmold und legen Kränze nieder.
Mitglieder der Ökumenischen Jugend bereiten für die zentrale Gedenkfeier einen interreligiösen Impuls vor. Im Anschluss führt ein stiller Gang zur Gedenkstätte an der Exterstraße, zum Gedenken an jüdische Verfolgte aus Detmold.
Im Anschluss sind alle Teilnehmenden ins Detmolder Rathaus eingeladen. Unter dem Titel „Mojschele majn frajnd“ interpretiert Martin Bolliger dort jiddische Lieder und chassidische Geschichten.
Neben der zentralen Gedenkfeier möchten wir Sie auf weitere Veranstaltungen im Rahmen der Gedenkwoche hinweisen:
Di 5.11.2024, 19.30 Uhr, Haus Münsterberg, Hornsche Straße 38, Detmold
„Damals hieß ich Rita – Die Geschichte von Rozette Kats“.
Lesung und Vortrag von der Illustratorin Francis Kaiser
Francis Kaiser erzählt von der Entstehung des Buches und ihrer Arbeit mit der niederländischen Holocaust-Überlebenden Rozette Kats. Sie stellt sich der Frage, was ein Kinderbuch über den Holocaust zeigen darf und muss und welche Lösungen sie gemeinsam mit dem Texter Lutz van Dijk und der Lektorin Karin Gruß gefunden hat.
Bis zum 9.11.2024 sind die Illustrationen im Buchsalon am Schlossplatz zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Veranstalter: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V.
Di 12.11.2024, 19.30 Uhr, Haus Münsterberg, Hornsche Str. 38, Detmold
Die Familie Hammerschlag aus Lage.
Vortrag von Pfarrer i.R. Martin Hankemeier
Der Vortrag widmet sich dem Leben der Familie Hammerschlag in Lage, ihrer Ausgrenzung, Vertreibung und Flucht, aber auch den Jahrzehnten nach 1945 und dem schwierigen Weg der Erinnerung. Der Eintritt ist frei.
Veranstalter: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V.
Mo 18.11.2024 und Di 19.11.2024, 19.30 Uhr, LWL-Freilichtmuseum Detmold
Dorfgeschichten – Lesung mit Walter Sittler aus dem Roman „titos brille“ von Adriana Altaras
Die Schauspielerin und Regisseurin Adriana Altaras führt ein ganz normales, chaotisches und unorthodoxes Leben in Berlin: Mit zwei fußballbegeisterten Söhnen und einem westfälischen Ehemann, der ihre jüdischen Neurosen stoisch erträgt – bis ihre Eltern sterben und sie eine Wohnung erbt, in der sie bewegende Briefe und Fotos entdeckt. Altaras erzählt mit viel Wärme und Witz von ungleichen Schwestern, von einem Vater, der immer ein Held sein wollte, und von einer Mutter voller Energie und Einsamkeit. Aus der turbulenten Familiengeschichte liest der Schauspieler Walter Sittler.
Veranstalter: Literaturbüro OWL | Gesellschaft für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit in Lippe e.V. | LWL-Freilichtmuseum Detmold
Karten unter www.literaturbuero-owl.de
Gesprächsabend und Diskussion
Am Dienstag, 5. November 2024 findet ab 18 Uhr im Vortragssaal der VHS Detmold ein Gesprächsabend zur Würdigung der Architektin Elisabeth Steichele statt. Die langjährige stellvertretende Leiterin des städtischen Planungsamtes trat während ihrer Amtszeit immer wieder für die Anliegen der Bürgeraktion Stadtsanierung ein und gilt als Retterin der historischen Innenstadt. Gegen alle Widerstände innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung unterstützte sie stets den Erhalt der Detmolder Kernstadt. Auch war es dem Engagement von Elisabeth Steichele zu verdanken, dass Detmold im "Bundeswettbewerb Stadtgestaltung und Denkmalschutz" mit einer goldenen Plakette ausgezeichnet wurde. Die 2014 verstorbene Architektin hat Spuren in Detmold hinterlassen.
Im Rahmen des stadtgeschichtlichen Projektes "Vom Gigantismus zur historischern Innenstadt" in Detmold werden die Mitglieder der Arbeitsgruppe Thomas Enzensberger, Friedrich Brakemeier und Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink gemeinsam mit weiteren Weggefährten ihren Lebensweg nachzeichnen und das nachhaltige Wirken und Engagement von Elisabeth Steichele in den Mittelpunkt des Abends stellen. Eine Veranstaltung der VHS Detmold – Lemgo in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Detmold. Die Veranstaltung ist kostenlos. Ansprechpartnerin für Rückfragen ist Dr. Bärbel Sunderbrink unter der Telefonnummer 05231 766-110 oder per Mail an stadtarchivdetmold.LOESCHE_DIES.de.
Vortrag und Vorstellung einer digitalen Quellensammlung im Stadtarchiv Detmold
Am Montag, den 28. Oktober 2024, um 19.00 Uhr laden der Naturwissenschaftliche und Historische Verein für das Land Lippe, das Stadtarchiv Detmold und die VHS Detmold-Lemgo zu einer besonderen Veranstaltung ins Stadtarchiv Detmold, Willi-Hofmann-Str. 2, ein. Im Rahmen des Themenjahrs „POWR! Postkoloniales Westfalen-Lippe“ der LWL-Kulturstiftung präsentieren Barbara Schneider M.A. und Dr. Fabian Fechner (FernUniversität in Hagen) eine neue digitale Quellensammlung, die sich mit den kolonialen Spuren in der Region Westfalen-Lippe beschäftigt.
Unter dem Titel „100 Quellen – 100 Orte: Koloniale Spuren in Westfalen-Lippe“ wird derzeit eine Sammlung historischer Schriftquellen, Bilder und Objekte zusammengestellt, die einen Einblick in die vielfältigen Auswirkungen des Kolonialismus auf die Region gibt. Die Spuren reichen von der Mission über den Welthandel bis hin zu Migration und kolonialer Gewalt – auch in kleinen Gemeinden finden sich solche Zeugnisse der Vergangenheit.
Die Quellensammlung dient der Bildungs- und Kulturarbeit und soll es ermöglichen, konkrete historische Beispiele zu diskutieren und in den heutigen Kontext zu setzen. Ein besonderer Schwerpunkt der Veranstaltung wird die Betrachtung der Situation in Lippe sein. Die Moderation des Abends übernimmt Dr. Bärbel Sunderbrink (Stadtarchiv Detmold).
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an dieser spannenden und informativen Veranstaltung teilzunehmen. Der Eintritt ist frei.
Montag, 07. Oktober 2024, 19:30 Uhr
Die Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink berichtet, wie der Kaiser-Wilhelm-Platz und seine Denkmäler als Erinnerungsort stilisiert und alte Feindbilder wachgehalten wurden.
Veranstalter: NHV Lippe e.V. in Kooperation mit dem Stadtarchiv Detmold und der Deutsch-französischen Gesellschaft.
Der Vortrag findet im Vortragraum des Landesarchivs NRW, Abteilung OWL, Willi-Hofmann-Str. 2, 32756 Detmold, statt.
Am 14. August 1874 wurde auf dem zentralen Platz in Detmolds neuer Mitte der Grundstein für ein besonderes Denkmal gelegt: Die Siegessäule, die an die Einigungskriege des Deutschen Reichs erinnert. Dabei war der Krieg von 1870/71 für das Verhältnis von Deutschland und Frankreich besonders einschneidend.
Nach genau einem Jahr wurde die Siegessäule eingeweiht. Kein Zufall, denn der Namensgeber des Platzes, Kaiser Wilhelm I, wurde zur Einweihung des Hermannsdenkmals erwartet. Während auf der Grotenburg das nach langer Bauzeit fertiggestellte Nationaldenkmal ins ganze Reich ausstrahlte, wollte auch die Bürgerschaft Detmolds ihre Verbundenheit zum jungen Deutschen Kaiserreich demonstrierten.
Freitag, 27. September 2024, 15.30 Uhr, Treffpunkt Ecke Bismarckstraße/Paulusstraße
Die Koloniale Vergangenheit Deutschlands ist ein historisches Thema, dessen Nachwirkungen erst in den letzten Jahren ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen sind, dies aber nun mit großer Aufmerksamkeit. Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink und die Kulturwissenschaftlerin Dr. Barbara Frey stellen auf dem Rundgang Stationen vor, die Detmolds Geschichte mit der kolonialen Vergangenheit verbinden.
Der Rundgang startet am Kaiser-Wilhelm-Platz (Ecke Bismarckstraße/Paulinenstraße) und führt entlang des Lippischen Landesmuseums, Theaters und Schlosses weiter zur Bruchstraße, wo sich bis in die 1950er Jahre einer der zahlreichen Kolonialwarenläden befand. In der Langen Straße wurde Tabak aus Kuba und Sumatra verarbeitet und in der Martin-Luther-Kirche erinnert eine Gedenktafel an einen Matrosen, der bei der Eroberung der ersten deutschen Kolonie sein Leben ließ. Weitere Stationen finden sich an der Hornschen Straße: Dort druckte die Firma Klingenberg exotische Werbebilder. Das Ebertsche Palais, heute Lippische Landesbibliothek, zeugt von dem ungeheuren Wohlstand, der im Kolonialhandel erworben werden konnte.
Informationen: Dr. Bärbel Sunderbrink, 05231/766-110 oder stadtarchivdetmold.LOESCHE_DIES.de Kooperation Stadtarchiv Detmold/VHS
Vorträge von Dr. Bärbel Sunderbrink sowie Rahel und Dr. Oliver Arnhold
Veranstalter: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe in Kooperation mit dem Stadtarchiv Detmold
Zeit und Ort: Mittwoch, 25.9.2024, 19 Uhr, Haus Münsterberg, Hornsche Str. 38, 32756 Detmold
Seit dem 31. Januar 2023 gehört die Stadt Detmold zum „Riga-Komitee“. Dieser erinnerungskulturelle Städtebund, dem mittlerweile 80 Städte in Deutschland angehören, hat es sich zur Aufgabe gemacht, an die über 25.000 jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu erinnern, die in den Jahren 1941/42 aus ihren Städten nach Riga deportiert und ermordet wurden. Dazu zählten auch über 30 Menschen, die in Detmold gelebt haben. Im Juni 2024 hat eine Delegation der Regierungspräsidentin Katharina Bölling die lettische Hauptstadt besucht. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die Adenauer-Stiftung hatten dafür ein Programm zusammengestellt, das einerseits die historischen Stätten des Verbrechens ins Bewusstsein bringen, andererseits auf die gegenwärtige Situation des Landes aufmerksam machen sollte. Ein besonderer Höhepunkt der Reise war die Einweihung des Detmolder Gedenksteins auf der Gedenkstätte Bikernieki.
Regierungspräsidentin Katharina Bölling hat ihr Kommen zugesagt. In ihrem Vortrag erläutert Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink die historischen Hintergründe der Deportation. Im Anschluss berichten Rahel und Dr. Oliver Arnhold als Teilnehmer*innen der Delegationsreise von ihren Eindrücken und Erfahrungen, die sie auf ihrer Reise nach Riga gewonnen haben.
Stadtgeschichtliches Projekt zur Stadtsanierung in Detmold
Stadtführung: Entlang der Stadtmauer. Die Geschichte eines Detmolder Wahrzeichens
Sa., 07.09.2024 um 14:30 Uhr
Dr. Bärbel Sunderbink, Friedrich Brakemeier
Treffunkt: Garten hinter der VHS Detmold
Zum Tag des Offenen Denkmals führen Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink und Altbürgermeister Friedrich Brakemeier entlang der an vielen Stellen noch sichtbaren Stadtbefestigung. Seit der Stadtgründung war Detmold durch eine Mauer gesichert. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor sie ihre strategische Bedeutung und war daher in ihrem Bestand bis in die 1970er Jahre gefährdet. Sie erfahren, wo die Stadtmauer verlief, wo es Stadttore und -türme gab und was es mit den „Mauerhäusern“ auf sich hat.
Stadtführung: Die Fassaden Detmolder Bürgerhäuser. Vom Umgang mit den Verunstaltungen der Nachkriegszeit
Mi., 09.10.2024 um 15:00 Uhr
Clemens Heuger | Treffpunkt: Rathaus Detmold
In der Nachkriegszeit waren viele Gebäude der Innenstadt durch große Schaufenster verunstaltet worden. Mit einem neuen Denkmalschutzgesetz gab es in den 1980er Jahren ein Umdenken. Clemens Heuger stellt ausgewählte Bürgerhäuser vor, bei denen es dem ehemaligen Denkmalpfleger der Stadt Detmold gelungen ist, eine qualitätvolle Neugestaltung zu bewirken.
Gesprächsabend und Diskussion: Elisabeth Steichele – Die Stadtplanerin, die Detmold rettete
Di., 05.11.2024 um 18:00 Uhr
Friedrich Brakemeier, Thomas Enzensberger, Dr. Bärbel Sunderbrink
VHS Detmold, Vortragsraum
Elisabeth Steichele trat als städtische Mitarbeiterin für die Anliegen der Bürgerinitiative Stadtsanierung ein. Gegen alle Widerstände in der eigenen Verwaltung unterstützte sie den Erhalt der historischen Kernstadt. Dank Steicheles Engagement wurde Detmold im „Bundeswettbewerb Stadtgestalt und Denkmalschutz“ mit einer goldenen Plakette ausgezeichnet. Ehemalige Weggefährten erinnern an die Architektin und diskutieren die Nachhaltigkeit ihres Engagements.
Das Stadthistorische Projekt
Der Abriss der östlichen Altstadt war längst beschlossene Sache, als sich 1972 spontan die „Bürgeraktion Stadtsanierung“ zusammenfand. Ihr Ziel: die Verhinderung einer Flächensanierung und Rettung der historischen Bausubstanz.
Der Plan einer autogerechten Stadt ohne Rücksicht auf gewachsene Strukturen hatte zahlreiche Bürger*innen aktiviert. Sie protestierten gegen die Entwürfe des renommierten Stadtplaners Prof. Friedrich Spengelin (1923-2016), bekannt z.B. für den Wiederaufbau Helgolands. Sein Entwurf für Detmold sah vor, im Sanierungsgebiet mehr als 70 % der vorhandenen Bausubstanz abzubrechen und die Flächen durch gleichförmige, zum Teil vier- bis fünfgeschossige Gebäude zu ersetzen. 160 Haushalte waren von den Plänen betroffen. Die Bürger*innen wollten an den Entscheidungen über ihr Quartier beteiligt werden und erreichten schließlich, dass der Spengelin-Entwurf nicht umgesetzt wurde.
Gleichzeitig bewegte ein weiteres Projekt die Bürger*innen: eine Straßenbauplanung, die allein auf das Auto ausgerichtet war. Externe Verkehrsexperten konnten der Detmolder Kommunalpolitik die Anlage eines orientierungsfreundlichen Stadtrings schmackhaft machen, weil die Politiker*innen immer von der Sorge getrieben waren, in die Provinzialität zu fallen.
Leopoldstraße, Hornsche Straße und Paulinenstraße haben ihr Gesicht stark verändert, doch ein mehrspuriger „Verkehrsgraben“ konnte auch hier von der kritischen Bürgerschaft verhindert werden. Noch heute kann man am Hasselter Platz nachvollziehen, wie die Pläne aussahen: vier Fahrspuren, durch Grünstreifen getrennt, plus Abbiegespuren. Ursprünglich hatte es keine Unterführung unter der Bahnlinie gegeben. Um dort die großzügige Straße realisieren zu können, wurde im Dezember 1973 das Petri-Palais an der Langen Straße abgerissen.
Seit etwa zwei Jahren arbeitet eine Gruppe Ehrenamtlicher rund um Altbürgermeister Friedrich Brakemeier und Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink am Thema Detmolder Stadtsanierung. Es werden Interviews mit Akteuren aus Verwaltung, Politik und Bürgerinitiativen durchgeführt und Unterlagen der Stadtverwaltung und private Quellen ausgewertet.
Interessierte sind eingeladen, sich zu beteiligen. Wenn Sie noch Unterlagen oder Fotos besitzen, die die Veränderungen der Stadt dokumentieren, können Sie diese dem Projekt zur Verfügung stellen.
Kontakt: stadtarchiv@detmold.de • Dr. Bärbel Sunderbrink
Stadtarchiv Detmold • Willi-Hofmann-Str. 2 • 32756 Detmold • 05321 766-110
Delegationsreise führt an Orte deutscher Verfolgungsgeschichte
Auf Anregung der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ist die Stadt Detmold 2023 dem Riga-Komitee beigetreten. Das Riga-Komitee hält das Gedenken an die etwa 20.000 aus Deutschland nach Lettland verschleppten Juden wach und erinnert auch an die 70.000 lettischen Juden, die in den Wäldern nahe Riga von deutscher SS und einheimischen Hilfstruppen brutal ermordet wurden. Detmold ist das 75. Mitglied des im Jahre 2000 gegründeten Städtebundes, der vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge getragen wird. Mit dem Beitritt zum Riga-Komitee wurde für die Stadt Detmold ein Stein an der Gedenkstätte im Wald von Bikernieki verlegt.
Anlässlich einer Delegationsreise der Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling wurde der Namensstein der Stadt Detmold im Wald von Bikernieki nahe der lettischen Hauptstadt jetzt eingeweiht. Die Vorstandsmitglieder der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Dr. Oliver Arnhold und Petra Hölscher, sowie Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink beteiligten sich an der Feier an der vom Volksbund Deutsche Kriegsgräber geschaffenen Gedenkstätte. Jede der Mitgliedstädte des Riga-Komitees ist dort mit einem Namensstein verewigt.
Detmolds Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink erinnerte in ihrer Ansprache an die Riga-Deportation am 13. Dezember 1941. 26 jüdische Frauen, Männer und Kinder aus Lippe waren zunächst nach Bielefeld gebracht worden. Drei Tage später stiegen sie in den Sonderzug, der über 1000 Menschen in das von deutscher Wehrmacht besetzte Lettland brachte. Da die Deportierten aufgefordert worden waren, Handwerkszeug mitzunehmen, gingen viele davon aus, dass sie sich nach einer Umsiedlung eine neue wirtschaftliche Existenz aufbauen könnten. Doch sie sahen sich bald getäuscht. Als der Zug nach drei Tagen in Riga eintraf, wurden die Menschen bei eisiger Kälte von SS-Leuten in die Moskauer Vorstadt getrieben. In diesem abgesperrten Stadtteil war ein Ghetto für Juden aus dem Reichsgebiet eingerichtet worden. Die Menschen aus dem Zug aus Westfalen, Osnabrück und Lippe mussten in die beengten Wohnungen in der „Bielefelder Straße“ einziehen, in denen noch kurz vorher lettische Juden gelebt hatten. Um für die Juden aus dem Reichsgebiet Platz zu schaffen, war es Anfang Dezember 1941 zu furchtbaren Massenerschießungen gekommen. Die Deportierten ahnten nun, welches Schicksal ihnen bevorstand. Alte und Kranke wurden schon wenig später ermordet. Nur wer sich im System der Zwangsarbeit zusätzliche Nahrung verschaffen konnte, hatte eine minimale Chance. Aus Lippe überlebte einzig Günter Wallhausen. In seine Heimatstadt Bad Salzuflen ist er nicht wieder zurückgekehrt.
Dr. Bärbel Sunderbrink mahnte, dass es ein Anliegen sein müsse, Detmold und Riga gedanklich weiter zusammenzubringen und zu vermitteln, dass die deutsche Verfolgungsgeschichte nicht am Bielefelder Bahnhof endete, sondern in Riga ihre grausame Fortführung erfuhr. Historische Orte könnten wie andere Quellen „gelesen“ werden und eine Vorstellungskraft davon vermitteln, was den Deportierten ganz konkret nach der Abfahrt ihres Deportationszuges widerfahren sei, wie sie entmenschlicht und in den Wäldern bei Riga ermordet worden seien. Die Namenssteine der Mitgliedstädte des Riga-Komitees an der Gedenkstätte zeigten, wie sehr Riga und Westfalen in der Geschichte der Shoa miteinander verbunden sein. Regierungspräsidentin Bölling beschloss die Gedenkveranstaltung im Wald von Bikernieki mit einer Schweigeminute und einem bewegenden Verweis auf die Bedeutung der Erinnerungsarbeit des Volksbundes an dieser Stelle.
Auf dem Programm der Delegationsreise, an der vor allem Personen aus kommunalen Zusammenhängen und Aktive aus dem Bereich der Erinnerungsarbeit teilnahmen, standen neben dem Besuch der Tat- und Gedenkorte auch Einblicke in die aktuelle politische Situation. Der deutsche Botschafter Christian Heldt berichtete über die gewachsene Wahrnehmung der baltischen Staaten als Nato-Ostgrenze. Ein Besuch im Okkupationsmuseum machte deutlich, dass die lettische Gedenkkultur vor allem auf den Unabhängigkeitskampf von der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre fokussiert ist. Welche Bedeutung diese jüngste Geschichte für die aktuelle politische Situation hat, konnten die Teilnehmenden der Delegationsreise auch bei einem Besuch des baltischen Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung erfahren.
Ausstellungsführung an der Bruchmauerstraße
An der Outdoor-Galerie in der Bruchmauerstraße stellen die Mitglieder des Stadtgeschichtlichen Projektes die Ergebnisse ihrer Forschungen vor. Unter dem Titel "Vom Gigantismus zur historischen Innenstadt" ist dokumentiert, wie in den 1970er Jahren die Flächensanierung und überzogene Straßenplanung in Detmold verhindert und die historische Bausubstanz gerettet wurde.
Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink führt am 18.06.2024 um 18.00 Uhr durch die Ausstellung.
Treffpunkt ist der Heilgarten hinter der VHS.
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Nähere Informationen und Anmeldungen unter Tel. 05231/977-8010 oder im Internet unter www.vhs-detmold-lemgo.de.
In Lippes Städten und Dörfern begegnet Geschichte auf Schritt und Tritt – und nun wird das geballte Wissen über die historischen Hausstätten und Höfe im Kreis Lippe online jederzeit und an jedem Ort verfügbar, und das kostenlos und ohne Werbung. Zwei Vereine und eine Stiftung stellten im Landesarchiv NRW in Detmold das LippeHäuserWiki vor, eine nunmehr freigeschaltete Mitmachplattform für alle heimatkundlich und ortsgeschichtlich Interessierten.
Das ehrgeizige Ziel ist, langfristig alle bereits vor dem Jahr 1900 vorhandenen Höfe und Hausstätten ebenso wie historische Bauwerke aller Art von Kirchen und Synagogen über Burgen und Schlösser bis hin zu Warttürmen und Feldscheunen zu erfassen. Auch historische Inschriften an Gebäuden, auf Grabsteinen und überall sonst sollen dokumentiert werden. Die gesammelten Fakten sollen nachprüfbar sein: Alle verwendeten Quellen und Vorarbeiten werden detailliert nachgewiesen. Reiches Bildmaterial macht die Artikel anschaulich und Kartenausschnitte zeigen die Lage der Objekte. Man kann sich auch schon jetzt auf dem Smartphone die nächstgelegenen, bereits im Wiki erfassten Objekte anzeigen lassen.
Federführend bei dem Projekt ist der Naturwissenschaftliche und Historische Verein für das Land Lippe (NHV) in Zusammenarbeit mit der Elbrächter-Stiftung und dem Lippischen Heimatbund (LHB), die gemeinsam die Finanzierung einer dreijährigen Aufbauphase des LippeHäuserWiki sichern. Das Portal kooperiert auch mit zahlreichen Archiven, Bibliotheken und Museen im Kreisgebiet. „Wir unterstützen uns hier gegenseitig, das ist eine großartige Zusammenarbeit“, so Dr. Joachim Kleinmanns, ehrenamtlicher Redakteur des Wiki. „Wichtig ist uns auch der Datenschutz. Der zeitliche Schnitt liegt bei 1925, aus den letzten 100 Jahren werden keine personenbezogenen Daten dokumentiert.“
Die Vorstandsvorsitzende der Elbrächter-Stiftung, Dr. A. Heinrike Heil, freut sich über das einzigartige Vorhaben und betonte: „Unsere Stiftung, die sich besonders dem Denkmalschutz verschrieben hat, fördert das Wiki daher gerne in einem für uns ungewohnt großen Umfang.“ Dr. Bärbel Sunderbrink vom Stadtarchiv Detmold, auf deren Anregung das Projekt ganz wesentlich zurückgeht, bestärkt die Stiftung darin: „Das LippeHäuserWiki lenkt den Blick auch auf die vielen historischen Gebäude, die nicht auf den offiziellen Denkmallisten stehen, die für unsere Städte und Dörfer aber genauso prägend sind.“
Auch Yvonne Huebner, Geschäftsführerin des LHB, zeigte sich begeistert vom Projektstart: „Ein innovatives und zukunftsweisendes Projekt, das der Heimatbund gern finanziell fördert und inhaltlich unterstützt. Gerade auch in den zahlreichen Ortschroniken unserer Mitgliedsvereine werden sich viele Informatioen zu lippischen Häusern für das Wiki finden." Gefion Apel, Vorsitzende des NHV, ist erfreut, dass der Verein das Projekt beherbergen darf: „In das Portal können auch die vielen schon vorhandenen Forschungsergebnisse unseres sehr aktiven Genealogischen Arbeitskreises eingehen. Das Projekt ist ganz modern partizipativ angelegt – alle Interessierten können teilnehmen. Und wie bei der 'großen' Wikipedia gibt es auch hier ein Redaktionsteam zur Qualitätssicherung.“
Webadresse: <https://www.lippe-haeuser-wiki.de/>
Kontakt: <r.linde@lippe-haeuser-wiki.de>
Wer sich für das LippeHäuserWiki interessiert, ist herzlich eingeladen zum Webinar am Montag, 10. Juni, ab 19 Uhr über Zoom. Weitere Informationen dazu auf der Homepage.
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit initiiert gemeinsam mit der Stadt Detmold das Gedenken an Opfer der NS-Zeit Detmold.
18 Stolpersteine und eine Stolperschwelle hatte Detmold bereits. Heute sind noch einmal zehn Stolpersteine hinzugekommen. Gemeinsam mit Vertretenden der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe und Schülerinnern und Schülern der Realschule I hat Bürgermeister Frank Hilker die neuen Gedenksteine enthüllt, die an der Lortzingstraße, an der Bruchstraße und an der Paulinenstraße das Gedenken an zehn Menschen bewahren, die einmal in dieser Stadt zu Hause waren und brutal durch das Nazi-Regime deportiert und in den meisten Fällen in Konzentrationslagern ermordet wurden. In seiner Ansprache wies Bürgermeister Frank Hilker auf die erschreckende Aktualität hin, die das Gedenken an die Opfer der NS-Zeit hat: „Viele von uns haben sich nicht vorstellen können, dass wir im Jahr 2024 in Deutschland für die Demokratie auf die Straße gehen und uns gegen Hass und Hetzte extrem rechter Gesinnung zur Wehr setzen müssen. Umso wichtiger ist es, dass wir immer wieder daran erinnern, was geschehen ist, und dass wir dafür sorgen, dieses Wissen auf vielfältige Weise auch in die nachfolgenden Generationen zu transportieren“, betonte Hilker.
Die Stolpersteine an der Lortzingstraße, dem Ort der 1938 in der Pogromnacht zerstörten Synagoge, erinnern an Louis, Friederike, Max und Alma Flatow. Ein Stolperstein wurde im Gedenken an Otto Baer an der Bruchstraße enthüllt. Weitere fünf Stolpersteine erinnern auf dem Vorplatz der Sparkassen-Hauptstelle an Leonie und Dr. Albert Hirschfeld sowie an Margarete, Julius und Emma Linz. Alle Informationen, die es über die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold gibt, hat die Detmolder Historikerin Gudrun Mitschke-Buchholz in einem Gedenkbuch zusammengetragen, das online unter www.gedenkbuch-detmold.de zu finden ist.
Schülerinnen und Schüler der AG „Gegen das Vergessen“ der Realschule I unter der Leitung von Timo Schlegel haben die Patenschaft für die Stolpersteine übernommen. An den drei Verlegorten erzählten sie aus den Lebensgeschichten der Menschen und sorgten für die musikalische Untermalung. In Zukunft kümmern sie sich um die Pflege der kleinen Kunstwerke aus Messing und Beton. Der aus Berlin stammende Künstler Gunter Demnig hatte vor etwa 30 Jahren die Idee, überall im Land Stolpersteine zu verlegen. Ihm geht es um das individuelle Gedenken. Die Nationalsozialisten wollten die Menschen vernichten und selbst die Erinnerung an sie auslöschen. Gunter Demnig kehrt diesen Prozess um und holt die Namen zurück in unsere Städte – dorthin, wo die Menschen einst ihren Lebensmittelpunkt hatten.
Insgesamt gibt es überall in Deutschland inzwischen mehr als 100.000 Stolpersteine.
Für die Verlegung ist der Künstler diesmal nicht selbst nach Detmold gekommen, sondern hat diese Aufgabe an die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe übertragen, die wiederum in Kooperation mit der Stadt Detmold für die Umsetzung und den Einbau der Stolpersteine gesorgt hat.